Als ich 2017 erstmals in einem Umfeld außerhalb der Jura-Welt arbeitete, fiel mir vor allem eines auf: Die Art zu Denken. Die war anders. Ganz anders. Was ich der Vollständigkeit halber erwähnen sollte: ich arbeitete 2017 bei sira Kinderbetreuung, einem damals noch recht kleinen Sozialunternehmen als Business Development Managerin. Das ist deshalb wichtig zu wissen, weil sira Kinderbetreuung damals definitiv Startup Charakter hatte (heute ist sira Kinderbetreuung deutlich größer). Was war in diesem Sozialunternehmen anders als in der mir bekannten Jura-Welt? Die Menschen, die um mich herum arbeiteten, sahen überall Möglichkeiten, Chancen und Lernpotenzial. „Das haben wir immer schon so gemacht“ – gab es nicht. Und auch grundsätzlich gab es da nicht sehr viele Aussagesätze, sondern ganz im Gegenteil eher Fragen: „Was können wir verändern?“ „Wie kann das besser werden?“ „Wollen wir das ausprobieren?“ „Wer weiß da schon was dazu?“ „Was haben wir daraus gelernt?“ Puhhh… Dauernd Fragen stellen ist… …deutlich herausfordernder als einfach Dinge als gegeben anzusehen. Aber… …regt gleichzeitig auch die Kreativität an und macht irre Spaß (also mir zumindest) …lässt ein Team über sich hinauswachsen …schafft es, dass Menschen Stärken orientiert arbeiten Und was ich beobachten durfte: Durch diese Fragen wurde sira Kinderbetreuung auch wirklich immer besser, obwohl damals nur geringe Mittel zur Verfügung standen. Diese Art zu Denken fehlt meines Erachtens in der Jura-Welt bedauerlicherweise an allen Ecken und Enden. Sei es, dass wir seit Jahren darüber diskutieren, was sich an der juristischen Ausbildung ändern könnte (Klassiker: „Wir mussten da ja auch durch!“). Sei es, dass Kanzleien wirklich mal spannende Angebote zum billable hours Konzept machen (Klassiker: „Anders geht das nicht!“) Sei es, dass sich juristische Arbeitgeber mal ernsthaft mit den Themen mentale Gesundheit, Führung, Kultur und Persönlichkeitsentwicklung beschäftigen („Das kriegen wir in der Partnerversammlung eh nicht durch.“) Diese "andere" Art zu Denken und Fragen zu stellen ist im Fachjargon auch bekannt als „Growth Mindset“, abzugrenzen vom „Fixed Mindset“ (Überraschung: in der Juristerei herrscht das „Fixed Mindset“). Mit meinem Slogan, meinem Unternehmen, meinem Podcast, meinen Kursen bringe ich immer wieder diese Art zu Denken in die Jura-Welt. Ich will anregen, über den Tellerrand zu schauen und Dinge anders, v.a. besser und mit Freude zu machen. Am Ende stimmt es nämlich wirklich: „Mit Jura kannst du alles machen!“ |