Im Herbst 2016 hatte ich meinen letzten Tag in der Großkanzlei. Nach fast 2,5 Jahren, unzähligen inneren Kämpfen, die ich mit mir ausgefochten hatte, Glaubenssätzen, die ich überwunden hatte, war ich drei Monate zuvor endlich den Schritt gegangen und hatte gekündigt. Ohne Anschlussjob. Ohne zu wissen, wohin ich gehen wollte. Ich wusste allein: Jura wird es fürs Erste nicht mehr.
Ganz ehrlich: ich selbst fand diesen Schritt damals unfassbar verrückt. Wie konnte ich diesen gut bezahlten, angesehenen Job einfach so an den Nagel hängen. Nach 10 Jahren Studium, Referendariat und Promotion. Und dann auch noch die fixe Idee haben, etwas GANZ ANDERES machen zu wollen? Auch in meinem Umfeld stieß ich auf Unverständnis. Familie, Freunde, Bekannte. Nur wenige (meist die, die selbst einen derartigen Schritt gewagt hatten) bestärkten und ermutigten mich.
Es gab aber auch einfach keine andere Lösung für mich. Ich wollte mir ernsthaft und ganz bewusst die Zeit nehmen. Neue Menschen, Branchen, Berufe kennenlernen. Ich wollte nicht viele Stunden jeden Tag etwas tun, von dem ich weder überzeugt war noch das Talent dazu hatte, mit Freude und harter Arbeit dort erfolgreich zu werden. Um dann abends so erschöpft zu sein, dass ich eben diesen neuen Weg für mich gar nicht erkunden könnte.
Ich setzte sozusagen die Segel, packte alles in mein Boot und segelte ohne genaues Ziel …in die Arbeitslosigkeit. Mit einer großen Portion Unsicherheit, aber einer noch größeren Portion Neugier auf all das, was kommen sollte.
An diesem letzten Tag in der Kanzlei, beim lockeren Zusammenkommen abends für meinen Abschied passierte etwas für mich völlig Unerwartetes. Eine schon etwas ältere Anwältin nahm mich zur Seite und flüsterte mir ins Ohr: „Das, was Du da tust – kündigen ohne Anschlussjob, nie wieder Jura, nie wieder lange Arbeitstage, nie wieder stressige Mandanten, nie wieder all diese Verantwortung. Weißt Du, dass das hier am liebsten vermutlich alle gerne machen würden? Ich drücke Dir die Daumen und wünsche Dir von Herzen, dass Du Deinen Weg findest.“
Wenn ich jetzt ganz pathetisch klingen wollen würde, dann hat diese ehemalige Kollegin sozusagen das erste Samenkorn für „Mit Jura kannst du alles machen!“ gesät. Denn seit diesem Tag habe ich begonnen zu verstehen, dass ich mit meiner Unzufriedenheit kein Einzelfall bin. Dass ich nicht die bin, die zu schwach, zu wenig engagiert oder gar zu wenig diszipliniert ist. Es gibt da draußen so viele tolle Jurist*innen, die – genau wie ich damals - einfach nicht in dem Setting arbeiten, das für sie passt. Die nicht so wirken können, wie es sich für sie stimmig und gut anfühlen würde.
Falls Du auch gerade unzufrieden bist in Deiner Arbeit oder einfach das Gefühl hast, dass Du (noch) nicht dort bist, wo Du hingehörst, will ich Dir sagen: Es wird! Hör auf Dein Bauchgefühl und setze Dich aktiv damit auseinander, was nicht passt und v.a., was Du Dir wünschst. Und dann geh los und sei verrückt (wenn’s sein muss 😊). Denn das, was Du dann tust, würden vermutlich viele andere Menschen auch gerne machen. Sie trauen sich nur (noch) nicht.
Ich unterstütze Dich auf diesem Weg sehr gerne. Schreib mir unter: maresi@mitjurakannstduallesmachen.de