"Raus aus der Arbeitsbienen-Mentalität!"


In diesem Blogpost möchte ich dir von einer Begebenheit erzählen, die sich vor vielen Jahren zugetragen hat.

2012 in der Anwaltsstation. Also vor 12 Jahren.

Ich mochte die Kanzlei gerne, in der ich damals mit zwei anderen Referendarinnen tätig war.

Ein dynamisches Team.

Gute Stimmung beim Mittagessen und bei der Arbeit.

Mir gefiel es.

Kurz nachdem ich dort angefangen hatte, kam ein neuer Referendar in unsere Abteilung.

Er hatte gerade sein Examen geschrieben und wollte nach der Wahlstation gerne in der Kanzlei einsteigen.

Wir verstanden uns zunächst gut.

Wir tauschten uns zu unseren Fällen und Arbeitspaketen aus und schon nach kurzer Zeit hatte ich immer öfter Irritationen.

Während ich seit vielen Tagen und Wochen mit den anderen Referendarinnen an einer mühsamen Powerpoint-Präsentation saß, die weder Spaß brachte noch Lerneffekt hatte, werkelte er an spannenden kleinen Fällen.

Zunächst dachte ich mir wenig dabei, aber irgendwann vertraute ich mich ihm an und wollte wissen, warum er der einzige sei, der nicht an der Powerpoint-Präsentation mitarbeiten musste.

Er gab offen zu: "Weil ich keine Lust habe und mich das auch nicht wirklich weiterbringt hier in der Kanzlei."

Ich war gelinde gesagt ziemlich schockiert.

Einerseits über seine rigorose und selbstbewusste Antwort.

Andererseits aber auch über die Ungerechtigkeit, die ich damals spürte.

Und ich ärgerte mich auch über mich selbst.

Ich hatte mich als kleines Licht gesehen, das einfach die Aufgaben abarbeitete, die zugeteilt wurden.

Keine Strategie dahinter für irgendeine spätere Karriere.

Kein Einfordern von bestimmten Aufgaben.

Bloß nicht negativ auffallen.

Arbeitsbiene halt. Punkt.

Damals war ich meinem Referendarskollegen echt böse.

Ich fühlte mich nicht gesehen. Nicht gewertschätzt. Unter Wert im Einsatz.

Heute frage ich mich: wievielen Juristen und Juristinnen da draußen geht es eigentlich ähnlich?

Wieviele fühlen sich genau SO jeden Tag?

Nicht gesehen?

Unter ihrem Potenzial?

Falls das bei dir so sein sollte, will ich dir sagen: I SEE YOU und I FEEL YOU!

Steh für dich ein und zeig, was du kannst!

Wenn du es nicht tust, tut es kein anderer für dich.