Kürzlich erzählt mir ein Freund aus der Jura-Welt - nennen wir ihn Thomas - beim Mittagessen folgende Story:
Seit einem guten Jahr hindere ihn der eigene Chef daran, weiterzukommen.
Richtig gut zu werden.
Den eigenen Case aufzubauen.
Das war "komischerweise" nicht immer so.
Als Thomas in der Kanzlei anfing, war das Verhältnis fast schon freundschaftlich mit seinem Chef.
Schwierig wurde es erst, als Thomas fachlich immer besser wurde und die Mandantschaft immer öfter ihn direkt kontaktieren wollte.
Seither sei es in der Kanzlei nur noch "Kindergarten", wie Thomas erzählt.
Sein Chef will zwanghaft überall einbezogen werden, obwohl dies häufig nicht nur unnötig, sondern auch unwirtschaftlich sei.
Gleichzeitig ist er aber überhaupt kein Team-Player Thomas gegenüber und versucht ihn gezielt aus Themen herauszuhalten, die für ihn wertbringend sein könnten.
Sein Chef wird schnell laut, ist schnell eingeschnappt und wittert hinter allem eine Verschwörung gegen ihn.
Er lügt die Mandantschaft und auch das Team an, um besser dazustehen und Thomas zu degradieren.
Thomas kann es ihm eigentlich gar nicht mehr recht machen und überlegt seit Wochen die Kanzlei zu verlassen.
Er hat keine Lust mehr, sich nie sicher zu sein, wie sein Chef ihm heute begegnet.
Ob er ihn wegen einer Lappalie anschreit.
"Das ist sowas von schmerzhaft", meint Thomas zu mir.
Er hat richtig viel und hart gearbeitet für seinen Chef.
Ist "all in" gegangen.
Und jetzt sieht er keinerlei Perspektiven mehr für sich in der Kanzlei.
In meinen Ohren hört sich das nach einem klassischen "Narzissmus in der Chefetage" an.
Kenne ich auch.
Leider.
Mein einziger Rat dazu:
Möglichst an sich abprallen lassen, ja nicht persönlich nehmen und auf Abstand gehen (soweit möglich).
Hat mir geholfen.
Thomas und ich - wir sind definitiv kein Einzelfall.
Viele Narzissten schaffen es in die Chefetagen.
Weil sie sehr charismatisch sind.
Und weil sie diejenigen, die sie für ihre eigene Karriere brauchen, manipulieren.
Und denjenigen, die sie als Konkurrenz empfinden, so auf den S**k gehen, dass die Mitstreiter irgendwann aufgeben und genervt kündigen.
Kennst du das auch, ?
Falls ja, dann Kopf hoch!
Es ist nicht deine "Schuld".
Narzissmus ist eine Persönlichkeitsstörung, über die wir viel häufiger sprechen sollten.
Betrifft uns nämlich alle!
Die, die die Störung haben.
Und vor allem auch die, die davon indirekt als Kolleg*innen, Angestellte, Partner*innen und Kinder betroffen sind.