Daran habe ich gemerkt, dass ich kein Talent für Jura habe...

Weißt Du aus dem FF, welche Talente Du hast? Was Du besser kannst als andere Menschen? Also, ich meine jetzt nicht juristisches Fachwissen oder erlernte Kompetenzen, sondern Deine ureigenen Talente, die Dich irgendwie schon immer Dein ganzes Leben begleitet haben.

Ich weiß von mir selbst, dass ich eigentlich meine gesamte Schulzeit und auch in der juristischen Ausbildung nicht verstanden habe, was ich richtig gut kann. Was mir so leicht fällt, dass ich nicht mal bemerke, dass ich es besser könnte als andere Menschen. 

Konkretes Beispiel: mir fällt es wirklich leicht, frei und ohne Punkt und Komma zu reden (meine armen Freunde und Familienmitglieder 😊). Interviewsituation – kein Problem. Kurzer Vortrag gefällig? – kein Problem.

Dass andere Menschen große Hemmungen haben, einfach loszusprechen. Ihre Worte genau vorher abwägen wollen, das habe ich natürlich früher auch gesehen. Aber ich habe nicht verstanden, dass ich hier wirklich ein Talent habe. Dass ich nicht erst mühsam erlernen und üben muss, frei zu sprechen, sondern dass mir das einfach so von der Hand geht.

Meiner Meinung nach sind wir deshalb nicht gut darin, unsere Talente zu erkennen, weil es immer nur um Inhalte geht. Ist jemand gut in Deutsch oder Mathematik. Hat er Strafrecht verstanden, kann sie zivilprozessuale Inhalte? Was wir uns nicht anschauen, sind die dahinterliegenden Talente. Die Meta-Ebene gewissermaßen: hast Du vielleicht eine schnelle Auffassungsgabe, kannst Du besonders gut formulieren, Menschen von einer Idee überzeugen? Bist Du jemand, der die besten und pragmatischsten Lösungen findet? All das sind Talente, die unabhängig von einem Fach oder einem Inhalt bestehen.

Ich finde, wir sollten jederzeit genau wissen, was unsere größten Talente sind. Denn dann würden wir passgenauere Arbeit für uns finden, in der Arbeit selbst effizienter sein und v.a. größeren Spaß in der Arbeit haben. Denn wir wären sozusagen in unserem Talente-Element. Es würde sich einfach viel öfter „leicht“ anfühlen als mühsam und schwer.

Um wieder im konkreten Beispiel zu bleiben: die juristische Arbeit fühlte sich für mich oft mühsam und schwer an. Ins Detail gehen, richtig tief graben ist nicht meine Wohlfühltätigkeit. Ich konnte es, wenn ich musste – und dann auch sehr gut. Aber es ist nicht mein Talent und egal, wieviel ich übte, es fühlte sich nie nach Spaß an. Was ich heute mache, entspricht meinen Talenten: Leute in ihrem Potenzial sehen und begleiten, Menschen an meinen Erfahrungen teilhaben lassen, eine Selbständigkeit aufbauen. Das macht mir große Freude, ich liebe es so sehr, dass ich eigentlich immer arbeiten könnte. Es erfüllt mich und gibt mir das Gefühl großer Selbstwirksamkeit.

Ich wünsche mir für Dich, dass auch Du Deine Talente kennenlernst. Dass Du neugierig darauf bist, was in Dir steckt und was Dir so leicht fällt, dass Du es immer und immer tun könntest. Für mehr Zufriedenheit und Erfüllung im Job. Für mehr Selbstbewusstsein und Entspanntheit mit Dir selbst.