Es war 2016, ich war gerade aus der Kanzlei ausgeschieden und überlegte, welcher Schritt als nächster käme. Klar war für mich: fürs Erste kein Jura mehr. Irgendetwas ganz Anderes, das meinen Talenten und Interessen mehr entsprechen sollte. Noch hatte ich kein konkretes Ziel vor Augen, führte noch keine neuen Bewerbungsgespräche.
Da kam in mir, in dieser ruhigen, arbeitsfreien Zeit, ein lang gehegter Wunsch hoch, über den Du jetzt (ich bin mir fast sicher) die Augen rollen wirst:
Ich wollte Kellnern gehen.
In einem Café arbeiten. Etwas tun, bei dem ich körperlich voll im Einsatz sein würde. Gäste umsorgen. Kaffee zubereiten. Schmutzige Teller und Tassen wegräumen.
Zu meiner Studienzeit war ich nie Kellnerin. Ich saß immer, bereits im 1. Semester, in irgendwelchen Kanzleien. Deckte Konferenzräume ein, sortierte Gesetzestexte nach, räumte Abstellkammern auf, machte Ablage. Saß jahrelang am Empfang und ging ans Telefon. Ehrlicherweise kam mir nie die Idee etwas anderes zu tun. Im Jurastudium sollte man ja möglichst früh auch die Jura-Welt kennenlernen, oder? HAHA. Ich muss gerade selbst laut lachen. Das, was ich da nämlich in diesen Nebenjobs tat, hatte leider gar nichts mit der Jura-Welt zu tun, die ich dann später als Anwältin kennenlernen durfte.
Und jetzt, nach diesen vielen langen Jahren Jurastudium, Referendariat, Promotion und Kanzlei, war das Erste, worauf ich Lust hatte: ein Kellnerjob.
|