Das ist die größte Ausrede für eine berufliche Veränderung bei Jurist*innen


Das ist die größte Ausrede für eine berufliche Veränderung bei Jurist*innen

In diesem Artikel möchte zu einem Thema schreiben, das mir unglaublich am Herzen liegt. Es ist mir deshalb so wichtig, weil es meines Erachtens einer DER Hauptgründe ist, weshalb Jurist*innen keine berufliche Veränderung oder gar Neuorientierung wagen. Trotz großer Frustration.

Es geht um das liebe Geld und die Angst davor, sich finanziell zu verschlechtern mit einem Jobwechsel.

Warum ist das einer der Hauptgründe, um lieber unzufrieden im derzeitigen Job zu bleiben als endlich weiterzuziehen und beruflich erfüllter zu werden?

Die Antwort liegt auf der Hand:

Die meisten Jurist*innen werden unglaublich gut bezahlt

Die allermeisten Jurist*innen werden einfach unglaublich gut bezahlt. Sicher gibt es Ausreißer nach unten und natürlich ist das Gehalt im öffentlichen Dienst als Jurist*in derzeit schlechter als das Gehalt einer Anwält*in in einer Großkanzlei. Dennoch liegen wir im Schnitt deutlich über dem akademischen Durchschnittsgehalt. In Großkanzleien führt der Kampf um die besten Juristen und Jurist*innen sogar zu Einstiegsgehältern von mehr als 150.000,- Euro. Das ist einfach enorm viel Geld für so einen jungen Menschen Ende 20.

Die meisten Jurist*innen werden von Anfang an finanziell „versaut“. So weit so gut, denn grundsätzlich ist gegen ein sehr gutes Gehalt nichts einzuwenden.

Ich erinnere mich noch sehr gut, dass ich mich damals mit 75.000,- Euro Einstiegsgehalt in der Kanzlei vor 9 Jahren so unglaublich reich gefühlt habe. Endlich konnte ich schöne Dinge kaufen, unternehmen. Ich musste nicht mehr überlegen, ob ich mir etwas leisten könnte – die meisten Dinge konnte ich mir einfach leisten.

Und dann setzte ein Prozess bei mir ein, den ich bei so vielen Menschen sehe. Ich fing an, mich upzugraden. Konnte ich mir vorher noch alles von meinem Gehalt leisten, mussten es plötzlich teurere Urlaube, teurere Restaurants, teurere Kleidung sein. Das Gehalt wurde „knapper“. Und ich fühlte einen Mangel und wollte mehr. Ich verbrachte so viel Zeit in der Kanzlei und erledigte so viel Arbeit, die ich nervig, unnötig und langweilig fand – da musste ich mich doch wenigstens ordentlich belohnen!

Ich geriet in einen Teufelskreis

Und so geriet ich wie in einen Teufelskreis. Mit einer immer größeren Unzufriedenheit, getrieben, genervt und weit davon entfernt, zufrieden und erfüllt zu sein. Mein Leidensdruck wurde immer größer und auch steigendes Gehalt und Boni waren nur noch Mittel zum Zweck, fühlten sich eher nach Schmerzensgeld als nach Belohnung an.

Retrospektiv bin ich dankbar, dass ich recht früh die Reißleine gezogen habe und nach wenigen Jahren die Kanzleiwelt verlassen habe. Ich war letztlich noch nicht zu sehr „versaut“, hatte mich nicht verschuldet und konnte meine Ansprüche wieder herunterfahren. Meine Beobachtung ist aber, dass viele gut bezahlte Jurist*innen den einmal eingeschlagenen Karriereweg immer weitergehen, sich aus diesem Teufelskreis nicht befreien und letztlich wie im goldenen Käfig sitzen, den sie nicht verlassen können. Sie müssten schlichtweg zu sehr ihren „erarbeiteten“ Lebensstandard reduzieren. Und das führt zu enormer Frustration, denn die Freiheit, die sie sich mit mehr Geld immer gewünscht haben, hat sich zu einer großen Unfreiheit gewandelt.

Der goldene Käfig hat eine Tür!

Die gute Nachricht: der goldene Käfig hat eine Tür! Und die kann man öffnen. Man kann den Käfig verlassen. Das passiert oft nicht von heute auf morgen, aber es ist möglich. Kein Job ist in Stein gemeißelt.

In einem weiteren Artikel werde ich Dir erzählen, wie ich die Angst vor finanzieller Veränderung in den Griff bekommen und deshalb letztlich den Absprung aus der Kanzleiwelt geschafft habe.

Nicht vergessen > Mit Jura kannst du alles machen!

Und wenn Du Unterstützung brauchst bei Deiner beruflichen Veränderung, melde Dich gerne bei mir unter maresi@mitjurakannstduallesmachen.de